Fostex T60RP – Edler Allrounder

TESTBERICHT - Die neueste Kopfhörer-Entwicklung aus dem Hause Fostex

Als neuestes Mitglied der Kopfhörer-Familie des japanischen Herstellers Fostex wurde uns der T60RP erstmals auf der NAMM 2018 präsentiert. Leicht erkennbar an seinen Schalen aus afrikanischem Mahagoniholz, hebt er sich deutlich von seinen Brüdern, dem T20RP, T40RP und T50RP, einem Trio aus offenen, halboffenen und geschlossenen Modellen, ab. Wie an dem „RP“ im Produktnamen zu erkennen ist, basiert auch dieses Modell auf der von Fostex in den Siebzigerjahren entwickelten Regular-Phase-Technologie, die für ihre hohe Impulstreue und natürlichen Klangeigenschaften von Kennern geschätzt wird. Ob der T60RP nur ein Hingucker ist oder ob seine klanglichen Eigenschaften ebenso außergewöhnlich wie sein Äußeres sind, haben wir in unserem ausführlichen Praxistest unter die Lupe genommen.

Outfit
Vor uns liegt ein edel wirkender, schwarzer Karton mit einer bedruckten Banderole. Nach dem Anheben des Deckels präsentiert sich uns der T60RP in einem schwarzen Schaumstoffbett, das optisch einen guten Kontrast zu den aus afrikanischem Mahagoni gefertigten Hörmuscheln bietet. In einem separaten  Fach unter den Hörmuscheln finden wir einen schwarzen Stoff beutel mit Kordelzug, das mit Stoff ummantelte Mini-Klinken-Anschlusskabel mit vergoldeten Kontakten, einen Adapter von 3,5-mm- auf 6,3-mm-Klinkenstecker, die üblichen Sicherheitshinweise und eine vierseitige viersprachige Bedienungsanleitung. Die Verarbeitung der hochwertigen Materialien ist makellos. Das für die massiv wirkende Optik überraschend leichte Gewicht und die sehr weichen Ohr-Pads aus schwarzem Leder versprechen hohen Tragekomfort. Der Fostex T60RP ist auf alle Fälle ein Hingucker, bei dem bereits die Optik einen „Will-ich-haben“-Effekt auslöst! Ob die Technik mit der hochwertigen Optik mithalten kann, wollen wir uns jetzt einmal etwas genauer ansehen.
Ausstattung
Seit den Siebzigerjahren hat Fostex seine patentierte Regular-Phase-Technologie immer mehr perfektioniert und setzt beim T60RP sogar Neodym-Magnete ein, die gegenüber herkömmlichen Ferrit-Magneten bei geringerem Gewicht einen höheren Wirkungsgrad erzielen.
Bei der Regular-Phase-Technologie arbeiten die Treiber im T60RP orthodynamisch. Dabei wird eine Membran aus Polyamidfilm mit einer aufgedampften Flächenspule aus Kupfer kombiniert und von einem Neodym-Magneten in Schwingung versetzt. Da die Membran bei dieser Technologie unmittelbar angetrieben wird, kommt es bei ihr weniger stark zu verzögerten Resonanzschwingungen. Diese Treibertechnik war in den Siebzigerjahren weit verbreitet und Fostex einer der führenden Hersteller.
Allerdings waren orthodynamische Kopfhörer aufgrund der erforderlichen Größe der Magnete extrem schwer, was sich natürlich negativ auf den Tragekomfort auswirkte. Durch die Verwendung von Neodym-Magneten spielt das Gewichtsproblem jedoch keine Rolle mehr. Eine weitere Besonderheit ist, dass es für den T60RP optional auch symmetrische Kabel gibt. Mit ihnen kann der T60RP mit einem besonders störungs- und übersprechungsfreien XLR-Signal gefüttert werden, wie es hochwertige digitale Audioplayer oder Kopfhörerverstärker ausgeben.
Praxis
Genug der grauen Theorie! Wir schließen den T60RP mit dem im Lieferumfang enthaltenen, circa 1,5 Meter langen, stoffummantelten Kabel an unseren Mackie-HM-400-Kopfhörerverstärker an. Am Kopfhörer selbst lassen sich übrigens neben der Lautstärke auch Balance, Bässe und Höhen nachregeln, soweit dies notwendig sein sollte.
Gespeist wird der HM-400 von unserem Mischpult, an das ein professioneller CD-Player von Tascam angeschlossen ist. Alle Audiokabel wurden symmetrisch geführt, um ein wirklich sauberes Signal zu erhalten.
Für unseren Test wählten wir eine neutrale Klangeinstellung, um die Wiedergabeeigenschaften des T60RP besser beurteilen zu können. Wie erwartet liefert der T60RP durch die Regular-Phase-Technologie einen ungewöhnlich detailreichen Klang mit kraftvollen, knackigen Bässen, differen- zierten Mitten und seidigen Höhen. Besonders beeindruckend ist tatsächlich die Tiefe, die der Kopfhörer zu vermitteln vermag. Die virtuelle Bühne ist beim T60RP sehr aufgeräumt und klar.
Hinsichtlich der Stereopositionierung macht der Kopfhörer ebenfalls eine sehr gute Figur. Auch wenn der T60RP mit seinem maximalen Schalldruck von circa 86 dB (SPL) sicher nicht zu den lautesten Kopfhörern zählt, so verrät bereits sein Äußeres, dass bei diesem Kopfhörer der Fokus wohl eher auf dem Musikhören liegt. Insgesamt gesehen liefert der T60RP trotz der leichten Höhenanhebung bei circa 10 kHz ein sehr detailliertes und neutrales Klangbild, sodass er sowohl für den professionellen Studiobetrieb als auch für den privaten Musikgenuss bestens geeignet ist.
Fazit
Erfreulicherweise sieht der T60RP nicht nur sehr hochwertig aus, er klingt auch so! Lediglich das Anschlusskabel ist mit den 1,5 Metern etwas kurz geraten. Die halboffene Bauweise des T60RP-Kopfhörers versucht die Vorteile beider Bauweisen zu verbinden: Mehr Bass als bei offenen Typen, aber ein überzeugenderes Panoramagefüge gegenüber geschlossenen Systemen. Durch die verhaltene Isolation kann man sich auch bei aufgesetztem Hörer noch einigermaßen unterhalten.
Als Monitorhörer für die Musiker im Aufnahmeraum ist der T60RP nur bedingt geeignet, denn es dringt doch noch eine Menge Sound nach draußen. Alles in allem ist der T60RP der ideale Allround-Kopfhörer, der dank seiner halboffenen Bauweise ein gutes Bassfundament bei sehr guter räumlicher Darstellung bietet. Der Klang des T60RP konnte uns in jeder Hinsicht überzeugen!

Redaktion: Michael Henning, KEYS 02/2019

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