Interview Alfred Benz – Dipl. Tonmeister
Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

10.07.2021

Interview Alfred Benz – Dipl. Tonmeister, Staatstheater Darmstadt

Das Staatstheater ist ein Vierspartenhaus, im Großen Haus finden 964 Gäste Platz, in den Kammerspielen weitere 120. Alfred Benz ist hier seit 2002 Diplom Tonmeister und neben Vorstellungs- und Probenbetrieb auch für Materialplanung und -beschaffung zuständig.

Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

Die besonderen Anforderungen an das Material

„Im Theater müssen unsere Arbeitsmittel 20 Jahre halten. Was aber überlebt einen Sturz aus 2m Höhe, was hält auch einem Missbrauch durch raue Behandlung stand? Umstände, die man nicht im Griff hat, z.B. beim Abbau (wenn die Beleuchtung weg geht, ist es halt dunkel).  Du stehst im Orchestergraben und suchst Dein Zeug zusammen. Da geschieht dann auch mal unbeabsichtigt ein Malheur.

Bei Mikrofonen müssen die technischen Daten zu jeder Anwendung passen, und da ist es gut, wenn man auf Dynamikreserven zugreifen kann, sie gute Störspannungsabstände aufweisen und die Impulsantwort stimmt. Die Mikrofone müssen austauschbar sein, es darf keine große Serienstreuung auftreten. Der Frequenzgang außerhalb der Hauptachse ist für mich interessanter als die Hauptrichtung, denn oft muss ich unter ungünstigen Umständen mikrofonieren. Leider geben diese Details nur wenige Hersteller an.“

Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

Hat Corona die Arbeitswelt verändert?

„Wir sind am Theater heutzutage viel breiter aufgestellt.  Live-Broadcast, Streaming, wir produzieren Snippets, wir machen unsere eigene Werbung. Wir unterstützen live mittlerweile alles, was im Endeffekt hörbar sein soll.

Wir haben unsere vertraute Saalinstallation durch viele Open Air Projekte an verschiedenen Standorten in der Stadt erweitert. Das bedeutet viel mehr Arbeit auf allen Ebenen.

Bei Freiluft-Veranstaltungen ist der dynamische Verlauf wichtig, ich mische anders als im Haus. Der Raum fehlt ja! Du musst dafür sorgen, dass Du nie unter ein Level kommst bei dem die Musik einbricht und der Spannungsbogen abreißt. Erfahrung und ruhiges Blut sind alles, wenn ich nicht hundert Hände am Mischpult und einen Vorlauf habe, um die Partitur genau kennen zu lernen.

Die Ton-Mannschaft war kaum in Kurzarbeit, zusätzlich bauen das wir gerade das Schauspielhaus um, und betreuen Wartungsarbeiten in den Ferien.“

Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

Was waren Deine spannendsten Projekte?

„Uns hat es mal erwischt bei „Soldaten“ von Zimmermann, das haben wir gleich auf Gastspiel mit nach Russland genommen. Das war ein Abenteuer mit Jazz Kapelle, Surround-Zuspielungen, Panzergeräuschen, ausgelagertem Schlagzeug mit 8 Perkussionisten, Videoübertragung, Kommunikationsanlagen und so weiter.  Von der Erfahrung unter meinem damaligen Chef zehre ich heute noch, es ist überregional und von Publikum fasziniert angenommen worden.“

Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

Gab es auch „Katastrophen“-Projekte, Was sind Deine persönlichen Outtaker?

„Oftmals wollen Regisseure Grenzen überschreiten und fordern das akustisch Unmögliche. Bei Don Quichote/Zender war ein Darsteller in 4m Höhe an der Wand fixiert. Er sollte Schmatz-Geräusche machen, die sich dann über Delays zu einem Regen-Geräusch aufbauen sollten. Dummerweise spielte direkt daneben auch noch das laute Orchester. Ich kann dem Darsteller ja nicht für die Mikrofon-Abnahme ein Loch in die Backe bohren, um isolierten Sound zu bekommen. Es war einfach so nicht zu machen, wie der Regisseur es wollte. Diese Erkenntnis musste ich damals leider auch vertreten“

Interview Alfred Benz Staatstheater Darmstadt

Mit welcher (Mikrofon-) Technik gehst Du in Projekte rein und warum entscheidest Du Dich dafür?

„Was ich in meiner Ausbildung vor vielen Jahren nie gesehen habe waren Bändchen-Mikrofone. Sehr viel später habe ich dann gedacht, dass muss ich mal verfolgen und habe zwei sE Electronics Vodoo VR1 angeschafft. Viele denken ´Ja, das koppelt doch gleich´ - aber das ist überhaupt nicht so. Ganz im Gegenteil. Durch die sehr starke Auslöschung auf der 90° Achse der 8er Charakteristik ist das Mikrofon eigentlich prima geeignet, um laute oder unerwünschte Sounds auszublenden, gerade im Orchestergraben mit den Wandreflextionen ringsherum.“, so Benz.

„Jedes Theater braucht eigentlich eine Grundausstattung von 30 oder 40 baugleichen Nieren-Kleinmembran-Kondensatormikrofone, mit denen sich dann aber alle Standardaufgaben abarbeiten lassen. Das sind bei uns heute zahlreiche sE Electronics sE8 Stereo-Sets. Die Membranen sind hier sehr gut geschützt, etwas zurückgesetzt und das Mikrofon hat eine sehr stabile Bauweise. Die Mikrofone setzen wir sowohl für die Schallattacken bei zeitgenössischer Musik, bei Musicals als Standard für Instrumentenabnahme aber auch für den leisen Summchor von Madamme Butterfly ein.

Früher gab es für diese Standardlösungen nur drei oder vier hochpreisige Hersteller, die infrage gekommen sind. Kosten für Reparaturen dieser Mikrofone sind nach einiger Zeit oft unverhältnismäßig teuer ausgefallen.  Heute haben sich viele Anforderungen geändert und ich schaue gerne einmal über den Tellerrand.“

Hast Du Mikrofon Wünsche für die Zukunft?

„Ein handliches Kleinkapsel-Stereo-Mikrofon, die Kapseln eng übereinander, von mir aus auch fest im 90° Winkel . Aber bezahlbar und solide.  Das wäre mein Wunsch.“


Vielen Dank für das Gespräch!
Darmstadt, im Juli 2021

Mega Audio GmbH



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