20.12.2017
Florian Kresse trifft auf Günther Raupp, der seit über 30 Jahren die Fotos für den legendären Ferrari-Kalender produziert. Für die digitale Version des Kalenders für das Jahr 2018 gibt es ein ganz besonderes Feature: Die neue Audio-Komponente schafft ein ultimativ neues Erlebnis - eine neue Dimension. Erfahren Sie mehr über die Umsetzung des Projektes mit Mikrofonen von DPA-Microphones.
FK: Günther, Du bist Fotograf, Künstler und ein kreativer Kopf, beschreibe doch bitte kurz Deinen Werdegang und Deine Schaffensbereiche.
GR: Das ist nicht einfach darzustellen, wenn dich deine Kreativität über ein ganzes Leben antreibt wie der Jagdinstinkt einen Leoparden! Ich studierte Malerei und Kunstgeschichte auf der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und hatte damals schon einige Ausstellungen meiner Malerei. Dann mein Schnellstart mit Fotografie auf der Kunstakademie, das war ein Durchmarsch sofort zu Audiovisuellen Medien. Die Verbindung unkonventioneller Fotografie mit Musik und Bewegung faszinierten mich sehr.
Die Staatsgalerie Stuttgart, das renommierteste Kunstinstitut in Deutschlands Südwesten, lud mich noch als Student zur Realisation eines audiovisuellen Kunstwerks über Venedig ein, das sie dann über acht Monate in einer Einzelausstellung präsentierten.
Nach diesem Paukenschlag machte ich mich mit der Realisation von audiovisuellen Medien selbstständig. Die Produktionen für meinen ersten Kunden Knoll International waren wohl so aufsehenerregend, dass ich gleich von einigen namhaften Unternehmen gebucht wurde: AEG, BASF, Kodak, um nur mal einige zu nennen.
Nach zwei Jahren endlich die Erfüllung meiner Leidenschaft – die ersten Automobilkunden: FIAT, Lancia, Porsche, Jaguar...
Mehr und mehr war ich als Automobil-Werbefotograf gefragt. Ich hab in Europa und in Amerika so ziemlich das gesamte automobile Alphabet auf meiner Referenzliste. Von A wie Audi, B wie Buick bis V wie Volvo. Ich hab Monate meines Lebens z. B. in Detroit, Chicago und Los Angeles gearbeitet. Da leckst du natürlich Blut, wenn dein ganz persönlicher Stil und deine Kreativität selbst dort gefragt sind.
FK: Das klingt sehr spannend. Wie bist Du zu Ferrari gekommen und wie lange bist Du schon für Ferrari tätig?
GR: Wäre ich Koch, hätte ich mich auch nicht lange mit Hackfleischbällchen aufgehalten. Ferrari ist Haute Cuisine, da will ich hin, wenn Autos mein Thema sind.
Ganz früh schon, im Sommer 1984 hatte ich auf eigene Faust meinen ersten Ferrari Kalender fotografiert, die Grafik entworfen und auf eigene Kosten drucken, binden und verarbeiten lassen, was heute aus markenrechtlichen Gründen glatter Selbstmord wäre.
Aber damals sandte ich aus dieser ersten Auflage ein Exemplar an Enzo Ferrari, der mir sofort antwortete, sich bedankte, großer Glückwunsch vom Commendatore und „machen sie weiter so, junger Mann!“
Der Rest ist bekannt: Der renommierte italienische Sportwagenhersteller legte bald darauf einen Vertrag auf den Tisch mit dem Vorschlag, dass ich die Offiziellen Ferrari Kalender von nun an komplett realisieren sollte. Also Fotografie, Grafik-Design und die gesamte Produktionsüberwachung. So ist der jetzt gerade vorgestellte Jahrgang 2018 mein 34. Ferrari Kalender, in einer kontinuierlichen, nie unterbrochenen Serie seit 1984.
FK: Dein Schwerpunkt liegt in der Fotografie, wieso nun auch Audio?
GR: Jeder Ferrari ist ein Gesamtkunstwerk mit einem weiten, unglaublich sinnlichen Spektrum! Natürlich sieht er betörend gut aus. Der Klang aber, wenn der Motor durch die Gänge beschleunigt, verursacht Gänsehaut. Und der intensive Geruch der Renn- und Sportwagen ist ein pures, ein verführerisches Parfum!
Als Künstler ist es seit langem meine Idee, diese mehrkanalige Faszination mit meinen Ferrari Kalendern zu vermitteln. Maranello ist begeistert. Und so kommt beim gedruckten Ferrari Kalender 2018 jetzt auch die Nase ins Schwärmen, weil authentische Geruchserlebnisse geboten werden. Vor allem aber: Jetzt startet mit dem neuen Jahrgang die digitale Ferrari Kalender App für Smartphones und Tabletts, die die ganz große italienische Oper der Motorensounds zum Genuss darbietet.
Nur – auf diesem Planeten gibt es höchstens ein Dutzend erfahrener Sound Engineers, die sich auf High End Niveau auf diese sehr spezielle Aufgabe des Recordings von Fahrzeugen während der Fahrt verstehen. Die sitzen in Schweden, Dänemark, Australien und natürlich in Hollywood.
Aber genau das, siehe oben, der Jagdinstinkt des Leoparden, mach ich mir zur Challenge und will es selbst realisieren! Meine als Ferrari Fotograf erreichte Qualität übertrage ich selbstverständlich auf die Sound Recordings der Motoren. Was ich aufnehme, soll die erwähnte Gänsehaut herkitzeln.
FK: Da hast Du Dir nicht gerade wenig vorgenommen. Das ist keine kleine Herausforderung, wie bist Du auf DPA gestossen?
GR: Es sind wie immer diese zwei Komponenten: Erstens Menschen mit Leidenschaften sowie zweitens Technik, die das ermöglicht, was wir uns in den Kopf gesetzt haben.
Thomas Hemming, ein Freund, Audioengineer und Inhaber des Studios Soundhouse7, hatte sofort bei meinem Vorhaben Feuer gefangen. Er brachte die technische Kompetenz mit ein. Wir experimentierten in verschiedenen Aufnahmekonstellationen mit mehreren Ferrari – mit unterschiedlichem Ergebnis.
Bis Thomas Dich und die Produkte von DPA ins Spiel brachte. Von da an nahm das Projekt Fahrt auf. Ich kann sagen, dass es letztlich Deiner Kooperation und den Testmöglichkeiten der unterschiedlichen DPA Mics zu danken ist, dass wir so schnell zu überraschenden guten Ergebnissen kamen.
Ich bin Anhänger von essentiellen Entscheidungen. Als Fotograf baue ich auf die beste Kamera und setze deshalb bei Ferrari Shootings nur meine Hasselblad ein. Diese Haltung hab ich im Sound Recording nun auf DPA übertragen.
FK: Welche Mikrofone hast Du von DPA verwendet und warum?
GR: Aufgrund der doch ziemlich rauen Aufnahmebedingungen kamen ausschließlich Miniatur Kondensator Mics in Frage. Und da die Aufnahmen unter Rennstrecken-Bedingungen stattfinden, rückt die Montagemöglichkeit an den Fahrzeugen ins Zentrum des Vorhabens. Die Kompaktheit der Technik ist entscheidend und so konzentrierten wir uns auf die Mikrofone der d:screet Serie von DPA.
Wie ich schon sagte, die Resultate sind eben auch Deiner exzellenten Unterstützung zu danken! So konnten wir ja Mics der Typen d:dicate 4007A, 4017B-R Shotgun und d:screet SC4062-BM an unterschiedlichen Ferrari testen. Die Entscheidung fiel auf die SC4062-BM mit Pegeldämpfung, notwendig durch die teils exorbitante Lautstärke sehr nahe am Auspuff und sogar im Motorraum der Ferrari.
Anders die Situation, wo die Mics nicht am fahrenden Fahrzeug zu montieren sind. Als die absolut universalen und verlässlichen Arbeitstiere hab ich mich für die Shotguns 4017B-R entschieden: Situationen wie den Start eines Ferrari aus dem Stand, eine Vorbeifahrt oder die Verfolgung des Objekts Car to Car – die 4017B-R haben jede Situation gemeistert.
Im Ergebnis war ich vollkommen überrascht von der Qualität der Signale, als ich zu Thomas Hemming zum Mixing ins Soundhouse7 kam. Unter schwierigsten Aufnahmebedingungen ein enormer Frequenzumfang, eine unglaubliche Präsenz sowie die – dank meiner ausgetüftelten Installation am Fahrzeug – sehr störungsarme Aufnahme.
Mit Dir und DPA bin ich bei meinen Ferrari Sound Recordings dort gelandet, wo ich als Fotograf mit Hasselblad Kameras erfolgreich bin.
FK: Was waren die Besonderheiten bei den Aufnahmen ?
GR: Alles neu für mich als Fotograf – und einfach Alles hat funktioniert! In meinen Bildern des Ferrari Kalenders stehen die Fahrzeuge immer. Höchste Spannung: Die Winkel und das Licht sind dramatisch, aber die Ferrari stehen. Nie eine Szene mit Menschen oder Models, der Betrachter erlebt den Ferrari vollkommen alleine wie ein Naturwunder nur für ihn, gerade jetzt und next to him!
Das ist auch das Ziel meiner Sound Recordings: Dieses solitäre, absolute Ich-Erlebnis wie der Fahrer, ICH fahre, ICH beschleunige, ICH ziehe rein in die Kurve, nur für MICH jubiliert dieses Tier gerade in den höchsten Tönen! Und das gibt’s eben so in dieser Präzision und Intensität bisher noch nicht. Ich wollte diese dynamisch-akustische Komponente als Erweiterung des sinnlichen Genusses meiner Bilder generieren.
FK: Was war Dein spannendstes Erlebnis mit Ferrari?
GR: Da gab’s jede Menge! Anders gefragt, was IST dein spannendstes Erlebnis mit Ferrari? Antwort: Der nächste Ferrari Kalender! Ich hab ja auch erst 34 gemacht... Durch die neuen Tonaufnahmen aber hab ich jetzt noch mehr Biss aufs nächste Jahr.
FK: WOW, Danke für diese tollen Einblicke in eine sehr schillernde Welt. Eine letzte Frage stellt sich mir noch, hast Du ein Lieblingsmodell von Ferrari?
GR: Ja, den Ferrari Dino 246 GTS, den wollte ich schon als Junge. Mit 29 hab ich mir diesen Traum dann erfüllt. Diesen Dino hab ich bis heute, er hat jetzt fast 180.000 km. Er hat auch bei der Entwicklung der Ton Aufnahmetechnik mitgeholfen. Wie gesagt, ich liebe essentielle Entscheidungen.
FK: Vielen Dank
Der Offizielle Ferrari Kalender 2018: www.raupp.com
Die neue Ferrari Kalender App für Smartphones und Tabletts: Ab Anfang Dezember 2017 unter dem Namen Ferrari Cal als Download im Google Play Store und Apple app Store.
DPA 4006
Das DPA 4006 ist ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon mit Richtcharakteristik Kugel. Es ist in der Standard-Version d:dicate 4006A und als kompakte Variante mit dem MMP-C Speiseteil als 4006C erhältlich. Die Stereosets heißen ST4006A oder ST4006C.
Zum ProduktDPA 4017
Das DPA 4017 Shotgun Mikrofon ist ein Richtrohr mit stark gerichteter Superniere. Es ist in verschiedenen Varianten lieferbar wie etwa das 4017B, 4017B-R mit Rycote Windschutz, 4017C mit dem kompakten Speiseteil MMP-C, 4017C-R mit kompaktem Speiseteil und Rycote Windschutz-Set sowie das 4017E mit Aktivkabel.
Zum ProduktDPA 4062 CORE
Das DPA 4062 ist ein Miniatur-Kondensatormikrofon mit der Richtcharakteristik Kugel. Es verträgt einen Schalldruckpegel bis zu 154dB SPL.
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